Deinem Hund Sicherheit geben
- Nomadedog
- 5. Juni
- 4 Min. Lesezeit
Menschen und Hunden, die wir im Alltag begleiten und unterstützen, möchten wir Sicherheit geben.
„Sicherheit geben“ – durch was oder welche Maßnahmen fühlen wir uns sicher/er? Und wie können wir das, was wir selbst als Sicherheit empfinden, auf andere Lebewesen übertragen und welche Auswirkung hat Sicherheit auf das Wohlbefinden?

Im Hundetraining begegnen wir immer wieder der Beurteilung, dass der Halter dem Hund „einfach“ Sicherheit geben muss. Der Halter selbst weiß dadurch allerdings nicht unbedingt mehr als vorher. Was genau soll er denn jetzt tun, um seinem Hund Sicherheit zu geben? Ist es ihm überhaupt möglich, ohne gezieltes Vorbereitung und Training, von jetzt auf gleich, diesem "Ratschalg" umzusetzen? Was dieser Satz sicherlich bewirkt, ist, dass es den Halter verunsichert, wodurch er seinem Hund sicherlich nicht mehr helfen kann, als in dem Augenblick zuvor.
Vielleicht hat dein Hund Angst – Angst vor bestimmten Ereignissen wie z. B. anderen Hunden, Menschen, die frontal auf ihn zulaufen, Menschen, die ihn in die Augen schauen, Joggern, Besuchern, lauten Geräuschen, etc.
Vielleicht reagiert dein Hund mittlerweile schon mit Aggressionsverhalten darauf, weil er der Situation immer wieder ausgesetzt und sein vorheriges Meideverhalten nicht erkannt oder ernst genommen wurde – er sich der Situation nie entziehen konnte.
Wenn du dir nun selbst vorstellst, wie es sich anfühlt, deinem Freund, deiner Familie oder anderen engen Vertrauten und Bindungspartnern mitzuteilen, dass du aus der Situation raus möchtest, dass du mehr Zeit brauchst, bevor du weiter gehen möchtest, weil da vorne etwas ist, dass dich beunruhigt oder gar Angst macht. Du aber schlichtweg nicht gehört wirst und du trotzdem immer näher zum Angstauslöser geführt wirst. Was löst das in dir aus?
Vielleicht ist der Angstauslöser schon so nah, dass du nur noch schreien und um dich hauen kannst. Dann hilft es sicherlich nicht zu hören, dass du dich jetzt mal zusammenreißen musst, dass es gleich besser wird oder du angeschrien oder körperlich gehemmt wirst.
Auch wenn diese Fehlreaktion Resultat alter Erziehungsmuster und eigener Hilflosigkeit und Überforderung ist, können wir uns bewusst machen das unsere Hunde:
- Mit Körpersprache kommunizieren
- Mit Mimik kommunizieren
- Mit lauten kommunizieren
- Eine andere Spezies ist
- Bedürfnisse haben
- Rechte haben
Machen wir uns dies bewusst und üben uns darin Hunde wirklich artgerecht und bedürfnisorientiert zu halten, kommen wir dem Thema "Sicherheit geben" schon ein wenig näher.
Denn sicher kann sich ein Hund bei uns doch nur fühlen, wenn er durch unser Handeln erfährt, dass wir:
- Sein Ausdrucksverhalten richtig interpretieren
- Auf seine Bedürfnisse eingehen
- Auf Augenhöhe kommunizieren, statt Macht auszuüben
- Ihm Möglichkeiten geben, aktiv mitzuentscheiden
- Zwangssituationen weitestgehend minimieren
- Ihm durch unser eigenes Handeln Vorhersagesicherheit ermöglichen
Jetzt kommen wir der Sache schon näher.
Was genau also beinhaltet Sicherheit und welche Art von Sicherheit können wir unserem Hund im Alltag geben?
- Vorhersagesicherheit – durch Strukturen, Ankündigungen und Signale im Alltag, weiß dein Hund, was gleich auf ihn zukommt
- Sicherheitszone – der Rückzugsort, der unabhängig von dir gerne aufgesucht wird, um sich aus Situationen herausnehmen oder ruhen zu können
- Entscheidungsfreiheit – der Alltag unserer Hunde ist durch uns Fremdbestimmt. Wir können ihnen gezielt Möglichkeiten einräumen mitzuentscheiden, wie z. B. den Weg beim Spaziergang zu entscheiden, welches Futter heute lieber gegessen wird, welches Spiel gespielt werden soll, etc.
- Selbstwirksamkeit – durch Entscheidungsfreiheit erfährt dein Hund Selbstwirksamkeit, was wiederum großen Einfluss auf das Wohlbefinden hat
- Bedürfnisse und Hobbys erkennen und ausleben lassen, statt „da musst du durch“ oder Verhalten zu hemmen gibt Sicherheit, weil dein Hund merkt, dass du ihn verstehst und auf ihn eingehst
Je besser wir uns verstanden fühlen in unseren Gefühlen, Ängsten, Wünschen, desto sicherer fühlen wir uns letztendlich auch und kommunizieren mehr, anstatt Kommunikation einzustellen.
Auch unsere Hunde - hochsoziale Lebewesen - merken, ob wir sie verstehen und auf welche Art und Weise wir mit ihnen umgehen.

Ein Bedürfnisorientierter Umgang, beinhaltet artgerechte Haltung und fokussiert einen positiven wohlwollenden Umgang; das Ziel Strategien und Resilienz zu erlernen, anstatt durch uns Fremdbestimmt und an uns „gebunden“ zu sein.
Je mehr wir den Fokus darauf legen, dass unsere Hunde selbstständige Entscheidungen treffen, die uns „gefallen“, können sie diese Strategien auch ohne unser Beisein zeigen. Gleichzeit können wir als Halter und Bindungspartner in unserer Anwesenheit natürlich zusätzlich intervenieren und ein Angebot unsererseits erstellen, das unseren Hunden in schwierigen Situation helfen kann.
Diese „Hilfen“ müssen wir im Vorfeld kleinschrittig trainieren. Dann funktioniert unser Angebot auch später in brenzlichen Situationen.
Ein Hund der generell oder in stressigen Situationen nicht angefasst und gestreichelt werden möchte, dem wird es auch ganz sicher keine Hilfe sein oder Sicherheit geben. Sicherheit erfährt er , wenn du weißt, was er braucht und darauf eingehst, sowie gezielt trainierte Signale und Hilfen anbieten kannst, die ihn im „denkenden“ Bereich halten, so dass er erst gar nicht zu weit in die Abwärtsspirale an negativen Emotionen rutscht.
Das Thema Sicherheit ist komplex und besteht aus verschiedenen Puzzleteilen. Es gibt wie so oft, kein Schwarz oder Weiß, denn jedes Individuum ist anders. Zu sagen, du musst deinem Hund „einfach nur“ mehr Sicherheit geben, bietet dem Hundehalter keine konkreten Lösungsansatz. Was genau du als Hundehalter machen kannst, kommt sicherlich auf die Situation drauf an.
Für verschiedene Situationen im häuslichen Bereich ist die Sicherheitszone ein hilfreiches Angebot für dich und deinen Hund!

Die Sicherheitszone ist für deinen Hund der Rückzugsort, in dem er:
- immer in Ruhe gelassen wird
- nie etwas für ihn unangenehmes folgt, wenn er darin liegt (Krallen schneiden, schimpfen, etc.)
- er Schutz bei lauten Geräuschen oder visuelle Reize bekommt
- ihn unterstützt bei Trennungsstress, wenn sie positiv aufgebaut wurde
Du bist bestimmt schon neugierig und möchtest direkt damit beginnen eine Sicherheitszone für deinen Hund aufzubauen. Dafür kannst du dir hier mein Handout zum Aufbau einer Sicherheitszone runterladen.
Ich wünsche dir viel Freude beim Aufbau der Sicherheitszone deines Hundes. Bei Fragen und weiterer Begleitung, kontaktiere mich gerne. Ich freue mich darauf euch zum Thema Sicherheit geben weiterführend zu begleiten.
Für mehr Herz, Empathie und Wissen im Hundetraining.
Deine Petra
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